Du bist nicht mehr alleine

Veröffentlicht auf von Kay D.

1238935_567425159986114_308776812_n.jpg  Es ist schon wieder passiert und erst heute finde ich die Kraft, es aufzuschreiben. Es war soviel Hoffnung da, als ich Anfang April diesen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Sollte es wirklich endlich wahr werden? Ich konnte es kaum glauben, aber sofort war da diese Mischung aus Glück und Angst. Natürlich warst du, mein erster Stern sofort bei uns. Du warst eigentlich die ganze Zeit bei uns, und hast über uns, vor allem über deinem Geschwisterchen gewacht. Aber dennoch hatte ich vom ersten Tag an diese unglaublich große Angst. Würde ich dieses Kind diesmal behalten dürfen?

Unsere Arztbesuche haben nicht wirklich dazu beigetragen, mir diese Angst zu nehmen. Von Anfang an war klar, dass es sehr schwer werden würde. Es passierte alles, was passieren konnte. Blutungen, verspäteter sichtbarer Herzschlag, eine Pilzinfektion, ein Blaseninfekt. Aber immer hast du, unser zweites Kind uns gezeigt, wie stark du bist, wie stark dein Wille war, bei uns zu bleiben. Ich konnte es dennoch nicht geniessen, war es vielleicht einfach Intuition, dieses Gefühl, welches man als Mutter hat?

Von Woche zu Woche stieg dennoch die Hoffnung, dass dieses Mal alles gut werden würde. Wir haben uns so auf dich gefreut, jeden Tag ein bißchen mehr. Nach 9 Wochen haben wir es schliesslich meiner Familie gesagt. Und alle haben sich so mit uns gefreut. Und an diesem Tag habe ich mich das erste Mal getraut, mich voll und ganz auf dich zu freuen. Du warst schliesslich da, dein Herz schlug so kräftig unter meinem.

Am nächsten Tag hatten wir den nächsten Kontrolltermin, und in der Nacht hatte ich ganz kurz so einen stechenden Schmerz. Aber ich hatte immer mal Schmerzen gehabt, und hab mir gesagt, es wird wohl alles gut sein. Als wir beim Arzt waren, waren dein Papa und ich so gut gelaunt und voller Hoffnung. Wir hatten es endlich zugelassen. Als ich dann aber auf dem Stuhl lag und der Arzt mit dem Ultraschall anfing, wurde sehr schnell klar, dass etwas nicht so war, wie bisher. Da fehlte etwas sehr entscheidendes, Dein Herzschlag. Dein kleines Herz hatte einfach so aufgehört zu schlagen, und weil du zeitgerecht gewachsen warst, musste es erst kurz vorher passiert sein. Du hattest mich einfach so wieder verlassen und ich hab dir nicht helfen können.

Ich fühlte mich so ohnmächtig, völlig erstarrt. Dein Papa weinte sofort bittere Tränen, doch ich funktionierte weiter, nicht imstande, die Gefühle zu zu lassen, zu begreifen. Es war der 13. Mai 2013 und wieder wurde uns ein Kind genommen, ohne uns die Chance zu geben, etwas tun zu können.

Es lief wie in einem Film an mir vorbei, ins Krankenhaus, die OP und dann wieder nach Hause. Erst nach einem Tag dann hat mich die Trauer eingeholt und seitdem hat sie mich fest in ihren Fängen. Es ist jetzt 4 Monate her und der Schmerz wird nicht weniger, nein, er wird von Tag zu Tag mehr. Manchmal habe ich das Gefühl völlig ziellos durch's Leben zu gehen.

Und morgen, morgen nun sollen wir dich zu Grabe tragen. Wie soll ich das ertragen? Du wirst die gleiche Ruhestätte bekommen, wie dein Geschwisterchen. Ich weiß, es hat dich im Himmel empfangen und passt auch dort oben auf dich auf. Aber das hiflt mir nicht wirklich, ich will euch hier unten bei mir haben. Ich wäre jetzt in der 28. Woche, könnte dich spüren, mit dir sprechen, mich auf deine Geburt freuen. Stattdessen sitze ich hier und weine bittere Tränen. Und niemand kann mir diese Fragen beantworten, die ich mir immer wieder stelle. Warum du? Warum wir? Warum musstest du uns wieder verlassen?

Veröffentlicht in Gedanken

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